SCANDINAVAN RENAULT MEETING 2013
Das ein Treffen immermal auf einem anderen Gelände stattfindet, ist ja eigentlich nichts Neues. Manchmal wird eine größere Location benötigt, ein anderes Mal gibt es vielleicht Unstimmigkeiten mit dem Eigentümer. Also wird nach Alternativen gesucht, meist in nur wenigen Kilometern Entfernung.
Doch das der jährliche Ortswechsel zum Konzept eines Treffens gehört haben wohl bisher nur die wenigsten erlebt. In diesem Fall zieht man jedoch nicht einfach nur 1-2 Dörfer weiter. Nein, wir reden hier von mehreren hundert Kilometern! Seit 1991 gibt es das SCANDINAVAN RENAULT MEETING. Und wie es der Name bereits verrät, findet es jährlich in einem der skandinavischen Länder statt. Letztes Jahr Norwegen, dieses Jahr in Dänemark, auf einem gemütlichen Campingplatz in Hampen, inmitten der Idylle des dänischen Festlandes.
Das Problem mit der Organisation in den verschiedenen Ländern hat man sehr geschickt gelöst: die Treffen werden jeweils von einem nationalem Renault-Club veranstaltet. Klingt einfach - und funktioniert offensichtlich sehr gut. Nicht umsonst jährte sich das SRM bereits zum 22. Mal. Zugegeben, der hintere Teil eines Campingplatzes ist ein eher untypisches Areal für ein Autotreffen. Und wären nicht ein paar Renault-Fahnen am Geländeeingang sowie kleine Wegweiser aufgestellt gewesen, hätte man durchaus von einem groben Navigationsfehler ausgehen können. Denn ansonsten wies nichts weiter auf die Veranstaltung hin. Keine gewohnte Geräusch-Kulisse, nicht einmal cruisende, showrunden drehende Wagen. Äusserst ungewöhnlich. Somit fiel der finnische Kangoo am Campingkiosk auf den ersten Blick eher in die Rubrik "Zufall". Doch folgte man dem ausgewiesenen Weg - vorbei an Wohnmobilen und deren urlaubende Besitzer - stand man plötzlich vor einigen in der Sonne glänzenden Florides & Caravelles. Ein wunderschöner Anblick!
Die diesjährigen Veranstalter, Tommy & Bente Lind, begrüßten alle 250 Besucher persönlich. Schliesslich mussten Reservierungen gecheckt und natürlich auch die Eintrittsgelder kassiert werden. Reservierungen? Richtig gelesen! Denn im Vorfeld konnte man sich nicht nur für das Treffen selbst, sondern auch gleich für Frühstück und Abendessen anmelden, welches dann im Festzelt serviert wurde. Besonders letzteres war sehr köstlich und wurde in Zusammenarbeit mit den Campingplatz-Betreibern organisiert. Ebenso war es möglich rechtzeitig eine kleine Ferienhütte auf dem Gelände zu mieten.
So kam es, dass am Abend einige der etwa 100 Fahrzeuge vor den kleinen Holzhäusern parkten. Vor allem Familien nutzen diese Möglichkeit und verbanden das SRM gleich für einen Familienausflug. Das lohnt sich natürlich, wenn man aus Finnland oder den Niederlanden anreiste. Aber auch aus Norwegen, Schweden, Deutschland und natürlich Dänemark kamen die Besucher. Die weiteste Fahrt hatte übrigens Jari Saarela aus Finnland mit 1458 Kilometern. Und wo wir grad bei Zahlen sind: der jüngste Besucher war 4 Monate alt und wurde möglicherweise sogar in einem Kinderwagen mit Rhombe chauffiert. Der mit 75 Jahren älteste Besucher - und das ist bekannt - kam mit seinem blauen Renault 12.
Vielleicht kann man sich bis hierhin schon denken, dass dieses Treffen keine einzige große Party war, wie man es von einigen Veranstaltungen hierzulande kennt, sondern dass es eher ruhig zu ging. Man bemerkte schnell, dass dies weder an der deutlichen Überzahl von klassischen Renault-Modellen noch an der Location lag. Es handelte sich eher um einen weiteren Bestandteil des SRM-Konzeptes: Das Ganze ist nicht einfach nur eine Zusammenkunft von Automobil-Enthusiasten, vielmehr ist es eine Art Treffen von alten Freunden. Denn viele der Anwesenden kennen sich schon seit Jahren von den Meetings. Und Neulinge werden sehr herzlich in diesen Freundeskreis mit aufgenommen und behandelt, als wären sie schon immer dabei gewesen. So war es durchaus möglich, dass man eben noch anonym durch die Fahrzeugreihen schlenderte, sich aber schon im nächsten Moment mit ein paar Norwegern in einem Gespräch über finnische rally-artige Strassenverhältnisse befand. Auch wenn es beidseitig nur mit Schulenglisch und nicht ohne den Einsatz von Händen und Füßen von statten ging.
Die Mischung der ausgestellten Fahrzeuge war recht umfangreich. Schliesslich durfte alles dabei sein, was eine Rhombe trug. Das kann dann auch schon mal ein Wohnmobil sein. Selbstverständlich waren die Alpines ebenfalls gern gesehene Gäste, was gleich 8 Exemplare bewiesen, um die sich kurzeitig die ein oder andere Menschentraube bildete. Als Besucher durfte man sich aktiv in die Fahrzeugbewertung einmischen und mittels Stimmzettel seinen Favoriten wählen. Ein silbergrauer R8 Automatic wurde schliesslich mit dem "Best in Show"-Award geehrt.
Vielen Oldtimer-Besitzern bereitete die Auswahl von diversen Ersatzteilen große Freude. Schliesslich räumte manch einer seine Garage auf und füllte jede noch so brauchbare Ecke seines Wagens, um dann auf dem Treffen seinen Teile-Überschuss anbieten zu können. Auch der in der skandinavischen Szene bekannte Händler Stony Renault war vor Ort. Samstags noch mit wenigen Teilen, dafür aber einem Anhänger voller Modellautos. Er nahm sich Zeit für Gespräche und notierte fleißig die Bedürfnisse einzelner, sodass er am nächsten Tag wieder mit seinem gut gefüllten Espace anrollte und viele Teilewünsche erfüllen konnte.
Zur allgemeinen Erheiterung ließ man sich auch ein paar nette Gewinnspiele einfallen, deren Sieger dank der Sponsoren reichlich beschenkt wurden. Zum einen gab es da das "Renault Quiz". Dabei hatte man die Möglichkeit, die auf dem gesamten Areal verteilten Fragen zu beantworten. Sie forderten das Wissen des Ratenden bei Fragen rund um's Thema Renault. Jedoch gab es beispielsweise auch ein Glas befüllt mit Schlüsseln, deren Anzahl man schätzen musste. Stefan vom RenaultClub Dresden konnte genug richtige Antworten geben, um am Ende den zweiten Platz zu ergattern. Doch auch die anderen Spiele hatten es in sich. Zum einen das Fahrrad, mit dem man einen kurzen Parcour möglichst schnell und fehlerfrei absolvieren musste. Zugegeben, das klingt erstmal sehr einfach. Aber wenn man bedenkt, dass der Drahtesel mit einer Übersetzung ausgestattet war, womit man beim Rechtslenken eben nicht nach rechts fuhr, wurde das Ganze schon kompliziert - und für die Zuschauer äusserst lustig... Ebenso das Länderspiel. In Nationen aufgeteilt starteten 4 Teams aus je 4 Personen auf Skiern, um eine markierte kurze Strecke abzulaufen. Die Schwierigkeit lag jedoch an der Tatsache, dass alle Teammitglieder auf demselben paar Holzleisten gleichzeitig standen. Letztendlich holten sich die Norweger den ersten Platz - gefolgt von Finnland, Dänemark und Schweden.
Um eines der gut gefüllten Siegerpakete zu erhalten, konnte sich der Nachwuchs an einer Mal-Aktion versuchen. Und auch der spontan vergebende Tapferkeitspreis muss an dieser Stelle erwähnt werden. Diesen erhielt ein Besucher, den man schon den ganzen Tag auf Krücken über das Gelände humpeln sah. Er hatte kurz zuvor einen Unfall erlitten, sodass seine Teilnahme in Hampen ungewiss war. Trotzdem war er da, auch wenn es ihm große Schmerzen bereitete.
Im Anschluss an die Preisvergabe saßen einige noch bis tief in die Nacht im Festzelt, schwelgten sicherlich in Erinnerungen und schmiedeten gemeinsame Pläne. Und gewiss floß auch so mancher Tropfen Alkohol. Doch die meisten zog es eher zu ihren Unterkünften, sodass in allen Ecken der Abend in gemütlicher Runde ausgeklungen wurde.
Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück und dem allgemeinen Zusammenpacken, stellten sich die Fahrzeuge zur abschliessenden Ausfahrt auf. Ziel war das 18 Kilometer entfernte Brande, wohin das SRM zur Verabschiedung verlagert wurde. Dort wartete eine besondere Überraschung auf alle noch Verbliebenen: Das Aussengelände eines mittlerweile als Kulturcenter genutzten Rundlokschuppens durfte ausnahmsweise als Parkplatz genutzt werden. Und so stellten sich die Renaults vor das restaurierte Gebäude und auch um die verbliebene alte Drehscheibe, was allen nocheinmal die Gelegenheit für sehr schöne Fotomotive ermöglichte.
Doch irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem man sich trennen musste. Und so wurde gegen Mittag die Rhomben-Runde von Minute zu Minute kleiner. Wer sich noch nicht auf den langen Heimweg machen musste, für den bot die Region noch interessante Möglichkeiten. Vorallem für die Familien, die nach dem Vergnügen der Eltern nun an den Nachwuchs denken konnten. Denn nur ein paar Kilometer südlich liegt Billund. Und dort gibt es nicht nur ein Automobilmuseum, sondern auch das Legoland, welches sich bei bestem Wetter erkunden ließ. Ein Paradis für Kinder. Und auch die Ausgewachsenen ließen sich diesen Spaß nicht nehmen. Die einen vor, die anderen direkt im Anschluss an das SCANDINAVIAN RENAULT MEETING.
Doch was das Legoland mit Renault zu tun hat, das klären wir in Kürze an anderer Stelle.
Wer sich für das SCANDINAVIAN RENAULT MEETING interessiert und 2014 in Finnland dabei sein möchte, dem ist die Website zum Treffen zu empfehlen. Dort findet man unter anderem Info's zur Geschichte, Bildergalerien der bisherigen Veranstaltungen und auch ein kurzes Video von diesem Jahr: www.scandinavianrenaultmeeting.com
Weitere Bilder in unserer Galerie: http://www.renault-magazin.de/j-stuff/scandinavan-renault-meeting-2013.html
Text & Fotos: Klaus Malade